Foto: Schimkus
In Hamburg hatte Melissa kein Glück. Im Boss Wedding Store in Harsefeld will sie ihr Traumkleid finden. Das ist es nicht.

Hochzeitsträume – Zwischen Apfelblüten und Fachwerkromatik

Der Duft von Kirschblüten und Aperol-Spritz liegt in der Luft. Während die Containerschiffe gemächlich auf der Elbe vorbeiziehen, schlagen die Herzen immer schneller. Irgendwo oben zieht eine Möwe ihre Runden über einem Fachwerkhaus, während unten die letzten Vorbereitungen für den einen Tag laufen. Es ist ein besonderer Tag, an einem besonderen Ort. Ein Ort, an dem alles möglich scheint, was die Liebe erst möglich macht: Willkommen im Alten Land.

Mareike und Patrick aus Finkenwerder haben auf der Galerie im Fährhaus Kirschenland Platz genommen. Das Brautpaar ist umrahmt von einem Traubogen mit einem Blumenstrauß aus Eukalyptus. Ihre engsten Freunde und Familienangehörigen sind gekommen: die Familie aus dem nahen Finkenwerder sowie aus dem fernen Straelen an der niederländischen Grenze, Freunde aus Hamburg und Umgebung. Stolze 139 Gäste sind anwesend. Parfüm und Aftershave erfüllt den Raum. „Wie alle großen Liebesgeschichten basiert auch eure Liebe auf einem Märchen“, beginnt Jessica Vollpott ihre Traurede. Während Jessica Vollpott und Sylvia Opschroef von der großen Liebe erzählen, beginnt im Hintergrund die Fotostrecke. Mareike und Patrick haben bereits im September 2022 standesamtlich geheiratet. Für ihre große Feier haben sie sich etwas Besonderes überlegt. Sie fragten ihre jeweiligen Schwestern, ob diese eine Zeremonie für sie organisieren können. Sie konnten. Mit liebevollen Details und Anekdoten rühren die beiden Frauen Brautpaar und Gäste zu Tränen.

Immer mehr Brautpaare entscheiden sich für eine freie Trauung, also eine Zeremonie jenseits von Standesamt und Kirche, bei der sie sich nach eigenen Vorstellungen das Ja-Wort geben können. Laut bundesweiten Umfragen traut sich bereits mehr als jedes dritte Paar auf diese Weise. Standesamtlich geheiratet wird meist trotzdem, aber vielen reicht das nicht aus. „Sie möchten es persönlicher“, sagt Traurednerin Alana Klein aus Hollern-Twielenfleth. Mit einer freien Trauung haben sie vollkommene Gestaltungsfreiheit. „Allein das Paar entscheidet, wie der Ablauf sein soll, welche symbolischen Handlungen stattfinden sollen, und wie die Ringe übergeben werden“, erklärt Klein. Wer sie bucht, bekommt das alles. Sie nimmt sich im Vorfeld viel Zeit für die jeweiligen Paare, lernt ihre Liebesgeschichte kennen und beredet, worüber sie sprechen soll, oder was gewünscht ist. „Wir können einen Baum pflanzen oder eine Zeitkapsel erstellen“, nennt sie Beispiele für die Zeremonie. Auch der Ringtausch kann anders erfolgen, beispielsweise als „Ringwarming“, bei dem die Ringe an einem Band durch die Reihen gegeben und so mit den Wünschen der Gäste beladen werden. Eine Zeremonie von Alana Klein dauert etwa 45 Minuten und kostet die Paare im Durchschnitt 1500 Euro. Alana Klein hat sich bei der IHK zur freien Rednerin ausbilden lassen. 2022 war ihre erste Trausaison. Die Nachfrage bei ihr und ihren Kollegen ist groß. „Die meisten Paare möchten sich nicht mehr den kirchlichen Regeln unterwerfen“, meint sie. „Oder haben schon lange keinen Bezug mehr zum Glauben.“ Mit der freien Trauung gibt es nun eine Alternative zur kirchlichen Trauung.

Bis 1966 wurden rund 80 Prozent aller Ehen in Deutschland auch kirchlich geschlossen. 1996 waren es noch 38 Prozent, 2011 nur noch 25 Prozent und vor den Coronajahren 2018 und 2019 etwa 18 Prozent. Diese Zahlen stammen aus den Statistischen Jahrbüchern, dem Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland und dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. Der Abwärtstrend ist deutlich.

Individueller, einzigartiger, besser. Dr. Marc Wischnowsky, Superintendent im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Stade, ist sich dieses Trends bewusst Auch er sieht: Die Erwartungen an das Fest steigen erheblich.„Ich denke manchmal auch, dass darin tendenziell eine Überforderung liegt – psychisch, aber auch finanziell. Da finde ich, dass es ein wesentliches Element der kirchlichen Trauung ist, daran zu erinnern, dass eben nicht alles in eigener Hand liegen muss. Und da ist die kirchliche Trauung oft genau der Ort, wo das Paar eben in der Rolle ist, etwas mit sich geschehen zu lassen“, sagt er. Im vergangenen Jahr fanden im Evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Stade 33 solcher Trauungen statt, zehn Jahre zuvor waren es noch 46.

Zurück zu Mareike und Patrick. Vor ihnen steht ein großer Glasbehälter. Nach und nach kommen Eltern, Trauzeugen und die beiden Söhne Luke und Mats an den Trautisch. Die engsten Vertrauten symbolisieren die verschiedenen Wege und Etappen, die das Brautpaar vor der Hochzeit und auf dem Weg ins Eheleben gegangen ist. Durch das Einfüllen von verschiedenfarbigem Sand soll die Liebe des Ehepaares verbunden und besiegelt werden. Sie verschließt das Glas. Unter tosendem Applaus küsst sich das Brautpaar. Während die Trauung sich dem Ende neigt, wird im unteren Teil des Hauses Gas gegeben. Der Saal ist festlich geschmückt. Über den Köpfen des Servicepersonals leuchtet eine dezente Lichterkette, die Tische sind mit Eukalyptus dekoriert. In den Glasvasen stecken weiße Rosen und weißes Schleierkraut, die Kerzen sind bereits angezündet. Im Eingangsbereich zeigt eine liebevoll gestaltete Wand mit Polaroidbildern den Gästen, an welchem der 14 runden Tische sie sitzen. Im Flur lädt das Gästebuch mit Eukalyptusmotiven und vielen Stickern und Motiven zum Eintragen ein. Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Sektempfang. Ilir Spaqaj und sein Team zeigen keine Anzeichen von Stress. 

Im Kirschenland in Jork lassen sich Mareike und Patrick von ihren jeweiligen Schwestern trauen. Mit einer Sandzeremonie besiegeln sie die Ehe.

Seit über 200 Jahren werden im Fährhaus Kirschenland die ganz besonderen Momente im Leben gefeiert. Seit der neue Betreiber 2017 das Kirschenland übernommen hat, gehören Hochzeiten nun auch fest zu seinen Wochenendbeschäftigungen. 

„Es ist das Schlimmste, wenn auf Hochzeiten Fehler passieren“, meint Ilir Spaqaj.

 Um Fehler zu verhindern, und auch, weil Hochzeiten „jedes Mal etwas ganz Besonderes sind“. Auch in seinem Haus finden immer mehr freie Trauungen statt. Das Kirschenland gehört zu den gefragtesten Hochzeitslocations in der Region. Die Elbe liegt direkt vor der Tür. Pluspunkt: das angeschlossene Hotel mit 18 Zimmern sowie sein großer Saal. „Bei uns können Brautpaare mit bis zu 450 Gästen feiern“, erklärt Spaqaj. „Wir erhalten jetzt schon Anfragen für die nächsten drei bis vier Jahre“, erzählt er. „Man sagte, es sei einfacher, ein Mädchen zu finden, als sie dann hier zu heiraten“. Von Mai bis September lockt die traumhafte Gegend — „und auch der Preis“, weiß der Gastronom, der einst im Sterne-Hotel Louis C. Jacob an der Hamburger Elbchaussee lernte und später als Restaurantleiter im Carls neben der Elbphilharmonie sein Team führte. Rund die Hälfte seiner Brautpaare kommt aus dem Alten Land, die andere Hälfte aus Hamburg, Stade und Buxtehude. Gerade Hamburg sei in den letzten Jahren sehr hochpreisig geworden.

Auch im Hotel Altes Land in Jork hat die Hochzeitssaison begonnen. Früher haben in dem Familienbetrieb überwiegend Altländer geheiratet, mittlerweile locken das Altländer Ambiente und der Charme der Tradition vor allem Brautpaare aus Hamburg und Schleswig-Holstein an. Viele von ihnen sind dem Alten Land verbunden. „Sie träumen von einer Hochzeit auf dem Land. Ich denke, der romantische Gedanke steht im Vordergrund“, meint Carolin Jakobi aus dem Marketingteam. 

„Bei uns bekommen sie ihre Traumvorstellung von ganz dezent bis super pompös.“ 

Die Brautpaare seien in den vergangenen zehn Jahren anspruchsvoller geworden. „Die meisten wissen genau, was sie wollen“, sagt Lukas Manthe aus dem Bankett-Team. Die Trends kommen aus Amerika. Instagram und Pinterest dienen als Inspirationsquelle und müssen dann umgesetzt werden. Das Team arbeitet mit vielen Dienstleistern aus der Region zusammen. „Vor zehn Jahren hatten wir die erste freie Trauung, heute sind sie nicht mehr wegzudenken“, erzählt Lukas Manthe. Dadurch entstand auch die Idee zum Traupavillon im idyllischen Innenhofgarten, der dazugebucht werden kann. Generell kann fast alles dazugebucht werden, von der Fotobox über den Lampionhimmel und die Lichterkette bis hin zu Leuchtbuchstaben oder einer Kinderspielecke. Mittlerweile gibt es nicht mehr nur die Candybar mit allerlei Süßigkeiten, sondern auch die Ginbar oder eine Donutwall für – was sonst – Donuts. Der Dekoration sind keine Grenzen gesetzt. „Früher war es wichtig, das Dorf einzuladen, heute möchten die Brautpaare lieber eine schöne, kleine Feier mit Details und Besonderheiten“, weiß Carolin Jakobi. Das Hotel Altes Land richtet mittlerweile um die 100 Hochzeiten im Jahr aus, und die Anzahl steigt von Jahr zu Jahr. Die Gestaltung der Feiern sollen künftig digitaler und einfacher möglich sein. Ein Angebotsmanager ist gerade in der Testphase. Mit ihm sollen Brautpaare ihren Tag noch einfacher planen können.

Fußläufig vom Hotel Altes Land entfernt liegt das Zentrum von Jork mit seinem historischen Rathaus. Das prächtige Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert beherbergt auch das Standesamt. Der rustikale Charme der traditionellen Altländer Architektur mit seiner malerischen Fassade und den markanten Fachwerkdetails lockt viele Hamburger an. Von 307 Eheschließungen im vergangenen Jahr kamen 215 Paare aus Hamburg. Lediglich 30 Paare aus Jork und 26 aus dem weiteren Landkreis Stade trauten sich dort. Die Anzahl der Trauungen ist über die Jahre kontinuierlich gestiegen, weiß Standesbeamtin Marina von Holt von der Gemeinde Jork. Der Terminkalender für dieses Jahr ist weitgehend voll. „Die Samstage sind bis auf Oktober bereits vollständig ausgebucht, und auch viele Freitage sind in den Monaten Mai bis August bereits vergeben.“ Anders sieht es in Steinkirchen aus. Dort heiraten vorwiegend die Einheimischen, weiß Regionalmanagerin Anne Rosenfeld. Und das ist auch in einer der wunderschönen Außenstellen möglich, wie auf dem Schiff „Lühe“, im Planetarium oder auf der Kapitänsbrücke im Haus der Maritimen Landschaft. Eine Besonderheit im Landkreis bietet das Standesamt in Freiburg an. Der Alte Baljer Leuchtturm steht im Juli und August jeweils montags und freitags für standesamtliche Trauungen zur Verfügung. Im letzten Jahr haben sich dort 15 Paare getraut. „Für dieses Jahr gibt es bereits zehn Anfragen für Trauungen auf dem Leuchtturm. Insbesondere an den Montagen sind aber noch einige Termine frei“, verrät Standesbeamtin Verena Wille. 

Mehrere Kleider probiert Melissa im Wedding Store an. Für welches sie sich entschieden hat, verrät sie nach ihrer großen Hochzeitssause Ende Mai auf unserer Instagram-Seite.

Melissa und Till aus Hamburg-Alsterdorf haben sich vor wenigen Wochen im Standesamt in Jork das Ja-Wort gegeben. Obwohl beide gemeinsam in Hamburg wohnen, war für sie klar, dass sie gerne im Alten Land heiraten wollen. „Das traditionelle Fachwerkgebäude versprüht einen eigenen Charme und strahlt eine besondere Schönheit und Romantik aus“, schwärmen die beiden. „Zur Zeit der Apfel- und Kirschblüte ist es hier natürlich auch einfach idyllisch und romantisch.“ Mitte Mai folgt die große Feier mit einer freien Trauung. „Das ermöglicht uns mehr Individualität“, so Till. Melissa wuchs in Bargstedt auf, Till in Harsefeld, die Gegend ist ihnen immer noch vertraut. „Das Alte Land verbindet gewissermaßen unsere Vergangenheit mit unserem aktuellen Lebensmittelpunkt in Hamburg und – mit der Hochzeit – auch unsere Zukunft.“ 

Text: Mona Adams ·  Fotos: Volker Schimkus

Was sind die Trends bei den Brautkleidern? 

Katrin Dieckmann-Franke: Schlichte Brautkleider und fließende Stoffe werden auch in der nächsten Saison ganz weit vorne liegen. Der cleane Look mit etwas Platz für Individualität, wie beispielsweise abnehmbare Ärmel, ein Beinschlitz oder einer abnehmbaren Schleppe, werden sehr geliebt.

Was hat sich beim Brautkleidkaufen in den letzten Jahren verändert? 

Der Kauf eines Brautkleides findet immer bewusster statt. Unsere Bräute lieben die Idee, dass nach der Hochzeit das Brautkleid nicht für immer im Schrank verschwinden muss – bei einem Zweiteiler können Teile anschließend kombiniert und weitergetragen, das Brautkleid kann nach der Hochzeit eingefärbt werden. Oder es zieht als Second-Hand-Brautkleid zurück zu der Fleth Braut.

Was ist bei der Fleth Braut anders? 

Alles. Wir möchten wunderwundervolle Brautmode mit der so wichtigen Nachhaltigkeit vereinen. Wir setzen auf eine faire Herstellung und kurze Transportwege. Ganz besonders wichtig ist uns, dass sich das Brautkleid genauso schön anfühlt wie es aussieht. Jede Braut hat das gesamte Geschäft während ihrer Anprobe für sich und ihre Liebsten – exklusiv reserviert. Kein Telefon, keine Klingel.

Was kosten eure Brautkleider und Zweiteiler? 

Unsere Brautkleider sowie Zweiteiler kosten im Schnitt zwischen 1.500 – 2.000 Euro.

Info: Katrin Dieckmann-Franke ist Inhaberin von Fleth Braut in Buxtehude.

Die SILBERHOCHZEIT einmal ganz anders feiern

Silberhochzeit. 25 Jahre verheiratet. 25 Jahre Ehe. Für viele Paare ein Grund für eine Gartenparty oder eine große Reise.

Was viele nicht wissen: Es gibt die wunderbare Möglichkeit, ein Eheversprechen auch im Rahmen einer nicht-kirchlichen Zeremonie nach dieser langen Zeit noch einmal zu bekräftigen. Anja Kellersmann, Freie Rednerin, bietet dieses Erlebnis an, nach erlebnisreichen 25 Jahren das JA-Wort anlässlich der Silberhochzeit noch einmal zu erneuern. „Weil die Entscheidung füreinander damals nicht nur silber-, sondern goldrichtig war“, sagt die Staderin. „Eine solche Zeremonie gibt eine neue Sicherheit, eine andere Energie und auch der Liebe ein Sahnehäubchen – egal, ob zu zweit, mit der Familie oder im großen Kreis – ob im eigenen Garten, im Lieblings-Gasthof, auf einem Obsthof unter Kirschbäumen oder auf einem Schiff auf der Elbe.“

Silberpaare haben einiges zu erzählen, sagt Anja Kellersmann aus eigener Erfahrung, die nach denVorgesprächen als Rednerin im Rahmen einer Zeremonie die Geschichte des  Paares intensiv beleuchtet. Kellersmann: „Wenn als Höhepunkt einander der Zusammenhalt auch für die kommenden Herausforderungen noch einmal versprochen wird, ist das die allerbewegendste Weise, ein so starkes Du & Ich zu feiern.“ Dieser Höhepunkt könne in dem erneuten Anstecken der Eheringe bestehen oder darin, das Ja noch einmal ganz bewusst auszusprechen.

Anja Kellersmann ist seit zehn Jahren Freie Rednerin und sieht sich als Expertin für Silberpaare, denn sie hat selbst bereits 21 Jahre Ehe erleben dürfen. Sie meint dazu: „Für mich ist spürbar – ganz anders als vor 20 Jahren – dass es in der Ehe in unserem Alter neue Themen gibt, die neue Herausforderungen für das Eheleben mit sich bringen. Man hat zwar im Alter von 30 Jahren eine Idee vom gemeinsamen Leben, man kann sich aber noch nicht vorstellen, was es bedeutet, älter zu werden, die 50 zu überschreiten und irgendwo zu stehen zwischen „wir wollen noch so viel vom Leben“ und dem Blick in Richtung Rentenalter oder darüber hinaus. Dafür noch einmal ganz bewusst gemeinsam Anlauf zu nehmen, das hat etwas sehr Stärkendes
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