Deichlust Palu

»Wer vom Paradies träumt sollte ins Alte land ziehen«

Er ist einfach ein netter Typ, dieser Daniel E. Palu. Einer, der das Alte Land liebt und auf seine Weise würdigt: Als Krimi-Autor lässt er seinen Kommissar Gabriele Berlotti im Süden Hamburgs ermitteln. „Mord im Alten Land“ war sein Premieren-Roman, jetzt folgte zur ersten Deichlust-Ausgabe sein neuer Roman „Mord zur Apfelblüte“. Klar, dass die Premieren-Lesung im Schloss Agathenburg gefeiert wurde.

Text und Fotos: Dagmar Gehm & Wolfgang Stephan

Das Schloss Agathenburg. Kein Zufall, dass der neue Krimi von Daniel E. Palu im Schloss mit Blick auf die Weite des Alten Landes vorgestellt wurde. Es war eine gemeinsame Veranstaltung der Buchhändlerin Wiebke Jensen von „Lille Lispeltute“, der Volksbank Stade-Cuxhaven und – auch eine Premiere – ein Event des neuen Magazins DEICHLUST. Das Schloss ist nämlich ein Handlungsort von Kommissar Gabriele Berlotti, der aber nur den weiblichen Vornamen mit dem Autor gemeinsam hat. „Daniele“ und „Gabriele“. Wobei der Schriftsteller Palu als Sohn italienischer Eltern (geboren in Kassel) mittlerweile seinen Vornamen leicht korrigiert hat. „Wenn sie zum fünfzigsten Mal beim Arzt im Wartezimmer als Frau Gabriele Palu aufgerufen werden und die Leute völlig merkwürdig reagieren, dann ist irgendwann der Zeitpunkt gekommen, etwas im Leben zu ändern“, bekannte er im Talk bei seiner Lesung Ende März. Aus „Daniele Palu wurde Daniel E. Palu. Aber der Kommissar heißt weiterhin Gabriele und ermittelt im neuen Fall zwischen Hamburg, dem Alten Land und in Berlin. Die Stasi spielt nämlich auch mit, soviel sei verraten.

Für Fans des Krimis „Tod im Alten Land“ mag es wenig überraschend klingen: Der Kommissar liebt die Baumblüte mit ihren feinen Nuancen der Farbpalette von schneeweiß über blasses pink bis zum kräftigen altrosa. Zitat aus dem Buch: „Blüten sprossen aus den Zweigen, reckten ihre Köpfe Richtung Sonne und verwandelten die Strecke in einen weiß schimmernden Teppich. Bald folgen auch die Millionen Apfelbäume, die schon aus der Ferne rosa leuchten und verführerisch nach Frühling duften.“  

Warum diese Liebeserklärung an das Alte Land: „Als ich vor 15 Jahren zum ersten Mal ins Alte Land fuhr, war ich schockverliebt und fragte mich, warum so viele Hamburger die Idylle direkt vor den Toren der Hansestadt nicht kennen.“

Daniel E. Palu

Daniel E. Palu arbeitet als freiberuflicher Journalist für Medien großer Verlagshäuser. Mit seinem Ermittler hat Palu die italienischen Wurzeln, die Lust auf Kaffee, die Liebe zum Alten Land, Eifer und Spürsinn, gemeinsam. Vom Fiat Cinquecento träumt der Autor noch.

Sein neuer Roman beginnt in Neuenfelde, nahe der St.-Pankratius-Kirche mit der berühmten Arp Schnitger Orgel. „Wenn ich das Deckengemälde im Tonnengewölbe betrachte, auf dem Jesus im Jüngsten Gericht über die Welt richtet, kommen die Gedanken zur Ruhe – wie im Auge des Orkans“, erzählt er. Auch die Mühle Jork inspiriert den Autor: „Ich liebe es, auf einer Bank vor der Mühle zu sitzen und den Blick über die Apfelplantagen schweifen zu lassen. Hier hole ich mir viele atmosphärische Details für meinen Krimi, die ich sofort ins Notizbuch eintrage.“ Auch die Mühle Venti Amica, die Freundin des Windes, in Twielenfleth, die auch wegen ihres Namens das italienische Herz des Kommissars zum Klingen bringt, ist einer der Schauplätze von „Mord zur Apfelblüte“.

Kommissar Berlottis absoluter Lieblingsplatz aber ist die Kaffeeklappe in Hollern-Twielenfleth, wo sich auch sein geistiger Vater wahnsinnig wohlfühlt. Palu sagt: „Alles, was das Alte Land ausmacht, finde ich an diesem Fleck. Wenn ich auf dem Deich stehe, direkt neben dem schwarz-weiß gestreiften Leuchtturm, vor mir die Apfelbäume, die mal Blüten tragen und sich mal unter der Last schwerer Früchte biegen, bekomme ich Gänsehaut.“ Wer brauche schon die Ostsee, wenn er dort am Deich mit Blick auf die Elbe sitzen könne? Und wenn die Containerriesen Richtung Weltmeere vorbeiziehen, sei das besser als jeder Spielfilm.“ Pächter Ralf Exner verriet bei der Premieren-Talkshow: „Es war noch vor der zweiten Pandemiewelle, als einige Gäste in dem Krimi lasen. Als ich mit dem Kuchen runterkam, riefen sie erstaunt: Da kommt ja Fiete von der Kaffeeklappe.“ „Fiete ist Berlottis Schulfreund und im Krimi der Betreiber der Kaffeeklappe.

»Wenn ich auf dem Deich stehe, direkt neben dem schwarz-weiß gestreiften Leuchtturm, vor mir die Apfelbäume, die mal Blüten tragen und sich mal unter der Last schwerer Früchte biegen, bekomme ich Gänsehaut.«

Daniel E. Palu

Schlussakkord: Gut 70 Zuhörer waren zur Premierenlesung ins Schloss Agathenburg gekommen. Eigentlich war die Lesung gegen halb zehn beendet. Dass Daniel E. Palu und die DEICHLUST-Veranstalter und Buchhändlerin Wiebke Jensen dennoch erst nach 23 Uhr das Schloss verlassen konnten, lag an der Liebe des Autors zu seinen Lesern. Jede und Jeder bekam eine besondere Widmung in sein Buch geschrieben. Mit seinen genialen Zitaten. „Wer vom Paradies träumt, sollte ins Alte Land ziehen.“ Oder noch pathetischer: „Der Frühling, die erste Liebe und das Alte Land stimmen selbst niedergeschlagene Menschen fröhlich.“ Noch Fragen?

Daniel E. Palu, Mord zur Apfelblüte, Emons-Verlag, 12 Euro