DEICHLUST BEGEGNUNGEN: Menschen im Kurzporträt
Und noch eine Krafteinheit, Hip Thrust, Bulgarian Squat, Sumo Walk , Nordics. Das volle Athletikprogramm. Den Begriff „Quälix“ hat er angeblich noch nicht gehört, aber er wäre durchaus angebracht, denn seit gut einem Jahr quält Sven Völker die Regionalliga-Spieler der SV Drochtersen/Assel. „Mit Technik und Taktik gewinnst du keine Spiele“, sagt der zertifizierte Athletiktrainer, der in Steinkirchen seit 17 Jahren das Gesundheits- und Fitnessstudio Balance betreibt, was auch gleichzeitig ein offizielles Reha Nachsorge Studio der Deutschen Rentenversicherung ist. Wir treffen uns auf dem Fußballplatz in Assel zwischen zwei Trainingseinheiten. 20 Minuten hatte er die Kicker im Griff. Was für die Profi-Fußballer längst zum Standard gehört, ist im Amateur-Fußball eher noch unterentwickelt: Das Athletiktraining vor Beginn des eigentlichen Trainings. „Ausdauerleistungen optimieren und Verletzungen vermeiden“, so skizziert Sven Völker seinen Auftrag. „Mit ihm sind wir drei bis fünf Prozent besser geworden“, wirft Mannschaftskapitän Nico von Reith im Vorbeigehen ein. Besser auch, weil die Mannschaft in der vergangenen Saison von Muskelverletzungen verschont blieb.
„Ausfälle hatten wir echt nur durch gegnerische Fouls“, bilanziert Völker, der sich nur bedingt für seine Arbeit loben lässt. „Francisco hat die Basis gelegt“, sagt er. Francisco Ares Sanjurjo, ein Spanier, der bei D/A als Physiotherapeut eine Belastungssteuerung in Profimanier eingeführt hat und zusammen mit Sven Völker und Trainer Oliver Ioannou die Trainingsprogramme erarbeitet und die Spieler pflegt.
Bei unserem Treffen hatte D/A in den nächsten sechs Tagen kein Spiel, entsprechend härter war das Trainingsprogramm, was die Spieler ohne offensichtliches Murren absolvierten, manche bedanken sich gar artig nach den Übungen. „Der macht das echt gut“, lobt der Mannschaftsführer.
Die „Lizenz zum Quälen“ bekam Sven Völker wegen seiner Kontakte zu Sportchef Sören Behrmann, der ihn zu dem Engagement bei D/A aber nicht groß überreden musste. „Wenn ich hier den Trainingsrasen betrete, vergesse ich alles“, sagt der Trainer. „Ich bin überglücklich, für mich gibt es nichts Schöneres.“ Sören Behrmann und auch Oliver Iannou lobt er in höchsten Tönen für ihre fußballerische Expertise, aber auch als tolle Typen. Kumpels vom Fußball.
Zum Glück des Sven Völker gehören auch die Auswärtsfahrten im Mannschaftsbus, denn für das Aufwärmtraining der Spieler vor dem Spiel ist er ebenso zuständig wie für das Einsatztraining der Auswechselspieler, meist am Spielfeldrand. Mit ernster Miene, klaren Kommandos. Wie bei den Profis? „Unsere Rahmenbedingungen gehen so langsam aber sicher in Richtung Drittliga-Niveau“, lobt der Fitnessmanager, der im heimischen Studio in Steinkirchen seine Abwechslung findet. Beim EMS-Individualtraining mit langjährigen Klienten, aber vor allem beim Pilates-Kurs mit seinen 80-jährigen Mädels. Die lieben ihn mehr als die D/A-Spieler.
Text: Wolfgang Stephan · Foto: Volker Schimkus