Was macht eigentlich Jens Rittmeyer? – Wer die Antwort auf diese Frage vom Sternekoch selbst hören will, muss viel Zeit mitbringen. Nicht, weil der Sternekoch viel Zeit hätte. Gerade die hat er nicht. Aber er ist vielseitig mit vier Standbeinen unterwegs. Weil es unproduktiv wäre, sich mit ihm am Telefon zu unterhalten, lud der Küchenvirtuose das Deichlust-Team in sein Heiligtum ein.
Text: Wolfgang Stephan · Fotos: Volker Schimkus · Rezept: Jens Rittmeyer
Ob der Mann Stress hat, ist ihm nicht anzusehen: Jens Rittmeyer gehört zur freundlichen Gattung der Menschheit. Ihn bei der Arbeit zu beobachten, war für viele Feinschmecker ein Motiv, seine Farm-to-Table-Abende bei „Ottilie“ in Mittelnkirchen zu buchen. Rittmeyer macht keine Geheimnisse aus seiner Kunst:
Das ist erst mal keine Überraschung. Aber dass die kalte Erbsensuppe mit Kopfsalat den besonderen Pfiff durch Joghurt und Mandelöl erhält, gehört dann schon zu den Raffinessen des Spitzenkochs, der nur noch zweimal in der Woche sein kleines Restaurant No.4 in Buxtehude öffnet.
Weil er einerseits mehr Zeit nicht habe und sich andererseits die Lust am Herd nicht durch den täglichen Stress in der Küche nehmen wolle. Kleines Publikum, kleine Menü-Karte und die persönliche Note mit dem Plausch am Tisch, das sind die Zutaten am Freitag- und Samstagabend im No. 4. Gekocht wird mit heimischen Produkten, viel Gemüse ist immer im Spiel der kulinarischen Sinne. Dazu gehören Spitzenweine und Digestifs. Seine Philosophie sieht er hier verwirklicht:
Dass Rittmeyer aber auch an anderen Werktagen in der Küche steht, liegt an seiner zweiten Leidenschaft: der liebevollen und detaillierten Zubereitung von Saucen. Das ist die Königs-Disziplin von Jens Rittmeyer, in deren Genuss nicht nur seine Restaurantgäste kommen: Rittmeyer verkauft die Saucen in seinem Online-Shop in der ganzen Republik. Und weil Saucen sehr viel, aber nicht alles sind, liefert er über sein drittes Standbein Menüs aus – auch online buchbar.
Eigentlich würde das Gesamtpaket für eine ausgefüllte Tätigkeit reichen, aber es gibt noch eine andere Leidenschaft von Jens Rittmeyer: Dem Wunsch seiner Gäste nachkommend, will er im Jahresverlauf wieder Kochkurse anbieten – quer durch die Republik, immer sonntags, also so datiert, dass sein Restaurant nicht darunter leiden wird. Muss das sein? „Ja“, sagt er. Wer für gutes und gesundes Essen werbe, müsse den Menschen auch zeigen, wie es geht – weil er keine Geheimnisse aus seiner Kunst macht.