Fabian Stackmann, Glückwunsch zum Jubiläum. Sie sind jetzt fünf Jahre Chef im Hause Stackmann, das seit fünf Jahren gefühlt ständig umgebaut wird. Täuscht der Eindruck?
Fabian Stackmann: Der Eindruck täuscht nicht, wir haben uns ständig weiterentwickelt, weil wir uns entwickeln wollen und müssen. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Ideen, unser Kernwert ist Inspiration, und das leben wir durch unser Sortiment, aber auch über Veränderungen auf der Fläche.
Was war Ihre beste Idee?
Der Genussmarkt war vermutlich unsere beste Idee, weil wir uns damit neu aufgestellt haben, mit Lebensmitteln, Feinkost, Delikatessen und allem, was in der Küche Spaß machen kann. Das begeistert alle, die in unser Haus kommen.
War dieser Schritt nicht auch umstritten, denn damit besteht doch die Gefahr, dass das Modehaus Stackmann seine Kernkompetenz verlieren könnte?
Das wurde durchaus kontrovers diskutiert. Als Modehaus mit Gastronomie sind wir abe rauch als Lifestyle-Treffpunkt unterwegs. Lifestyle heißt für unsere Kunden aber nicht nur gute Mode, sondern auch gutes Essen, guter Wein, also die schönen Dinge des Lebens. Ja, wir haben Flächen geopfert, auf denen wir bisher unsere Kernkompetenz Mode präsentiert haben. Aber, bevor Sie weiter fragen, die Entscheidung war absolut richtig, unsere Kundenhaben es uns bestätigt.
Wäre es dann aber nicht konsequent, aus dem Modehaus Stackmann ein Lifestylehaus Stackmann zu machen?
Zugegeben, auch das wird intern immer wieder diskutiert. Aber ich glaube, dass unsere Kunden nicht sagen, sie gehen ins Modehaus Stackmann. Sie gehen zu Stackmann, und das ist auch unser Claim seit zwei Jahren: Mehr als ein Modehaus – Mode, Lifestyle und Gastronomie unter einem Dach im Herzen von Buxtehude. Wir dürfen dabei auch nicht vergessen, dass wir mit Spielwaren, Sport, Stoffen, Bettwäsche, Gardinen, Teppichen, Hüten und Deko seit Jahren mehr als Mode angeboten haben. Insofern sind wir schon immer ein Lifestylehaus, auch wenn wir uns so nicht bezeichnen.
Üblicherweise ist der Eingangsbereich eines Kaufhauses mit Sonderangeboten, um nicht zu sagen mit Billigware, bestückt. Sie haben jetzt in einer neuen Fashion-Abteilung hochwertige Marken im Eintrittsbereich der Fußgängerzone platziert. Könnte das die Kunden nicht irritieren?
Sie sagen das schon richtig, üblicherweise ist das bei Kaufhäusern so. Wir sind aber kein Kaufhaus. Mode ist nach wie vor unsere Kernkompetenz, bis zu 70 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir mit Mode, 60 Prozent davon mit Damenmode, und die zeigen wir jetzt auch in einem wunderbaren Umfeld zwischen Douglas und Christ. Das hat uns begeistert. Mit dieser neuen Abteilung sprechen wir Frauen an, die modisch modern sein wollen, die sich auch für neue Styles begeistern können.
Wo geht der Umbau weiter?
Gute Frage, für die es noch keine Antwort gibt. Noch nicht. Wir haben schon in einigen Köpfen neue Pläne, aber wir wollen das Haus und alle Beschäftigten erst einmal konsolidieren. Vielleich müssen wir an einigen Stellen justieren, aber erst einmal haben alle Ruhe verdient – auch unsere Kundschaft.
Ist das die Überlegungsstrategie für Häuser dieser Größenordnung, sich ständig zu entwickeln und neue Wege zu gehen?
Das ist so. Wir bieten durch unser vielfältiges Angebot immer mehr Anlässe, uns zu besuchen und zu erleben. Wir stehen eben nicht nur für Mode, wir stehen jetzt auch für Genuss, für Spielwaren und Kinder sowieso, was uns von anderen unterscheidet. In allen Bereichen gibt es Lifestyle-Sortimente, viele Kleinigkeiten, die Freude machen. Letztlich geht es darum, wie die Menschen ihre Freizeit verbringen. Gerne im stationären Handel. Wer den gut findet, soll bitte zu uns kommen und sich in unserem Haus wohlfühlen. Mit dem, was wir ihm in allen Bereichen bieten.
Können Sie mit Zahlen die Besucherzahlen belegen?
Wir hatten im vergangenen Jahr 2,4 Millionen Besucher. Das bedeutet nicht, dass wir auch 2,4 Millionen Kunden hatten, denn wir sind auch ein Durchlaufhaus, alleine wegen unseres Parkhauses. Mit der Zahl brauchen wir uns aber nicht zu verstecken.
Hand aufs Herz, wie viele Kunden hatten Sie im vergangenen Jahr?
50.000 aktive Kunden stehen in der Statistik, plus diejenigen, die ohne Kundenkarte gekauft haben. Damit sind wir sehr zufrieden.
Sie sprachen die Gastronomie an, sind Sie mit der Entwicklung im neuen ERNST-Restaurant zufrieden? Wenn ich mich nicht täusche, wollten Sie das Restaurant auch außerhalb der Geschäftszeiten öffnen?
Zumindest der Gedanke war da, aber der lässt sich derzeit nicht realisieren, wir bräuchten eine doppelte Schicht mit unserem Personal und das ist im Moment nicht machbar. Mit Events und Vermietungen für private Veranstaltungen sind wir aber schon auf einem guten Weg, wenngleich wir auch wissen, dass wir in der Gastronomie noch Potenzial nach oben haben. Aber wir lieben Herausforderungen und entwickeln uns auch hier ständig weiter.
Wenn Sie die fünf Jahre bilanzieren, gab es auch Entscheidungen, die nicht gegriffen haben?
Tatsächlich, die gab es. Wir haben in der Damenabteilung einen ERNST-Lieblingsplatz geschaffen, ein Gastro-Konzept in der Modeabteilung, dass wir an stark frequentierten Tagen hätten nutzen können. Aber das hat nicht so funktioniert, wir haben gelernt, dass es wichtig ist, sich auf ein Thema zu konzentrieren. Unsere Kunden haben diese Idee nicht angenommen.
Lieber eine gute Idee kopieren, als keine eigene zu haben – schauen Sie viel in andere Häuser, um sich Anregungen zu holen?
Unbedingt. Inspiration ist in unserer Branche unglaublich wichtig. Wenn es irgendwie geht, versuche ich viele Häuser zu sehen, um Ideen und Anregungen zu bekommen. Es ist ein Glücksfall für mich, dass meine Frau Carolin für die Unternehmensentwicklung bei Stackmann zuständig ist, und wir uns beide auf dem gleichen Weg bewegen. Wir versuchen möglichst viel Input ins Unternehmen zu bekommen, um gemeinsam im Team zu diskutieren und zu entscheiden, ob das für unser Haus passen könnte.
Wenn irgendwo auf der Welt jemand Fabian Stackmann trifft und fragt, was er beruflich macht, was sagen Sie ihm?
An der Antwort habe ich lange gearbeitet, weil es wirklich nicht leicht ist, das zu beschreiben. Meine Antwort ist: Ich bin Unternehmer und Händler in Buxtehude.
Da ist dann aber viel Understatement dabei. Unternehmer und Händler hätte auch ihr Großvater schon sagen können.
Stimmt, aber im Kern hat sich an unserer Tätigkeit nichts geändert. Aber es trifft den Kern meines Handelns. In diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes.

Text: Wolfgang Stephan · Fotos: Stackmann