DEICHLUST BEGEGNUNGEN: Menschen im Kurzporträt
Was habe ich für einen tollen Beruf“ – sagt die Frau, die seit vier Jahren einen traditionsreichen Handwerksbetrieb führt, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. Wie überhaupt auch Frauen im Handwerk, sind Segelmacherinnen eine seltene Spezies, insbesondere als Chefin. In Deutschland wird nur jeder vierte Handwerksbetrieb von einer weiblichen Chefin geführt. Frauenquoten gibt es im Handwerk nicht. Eine solche hatten sie bei Planen Rinck im Alten Land auch nicht nötig, denn dass Tochter Meike einmal den Betrieb in Hollern-Twielenfleth übernehmen wird, stand lange fest. Nach dem Abitur ist sie mit 18 Jahren in den Betrieb des Vaters eingestiegen, beendete ihre Segelmacherlehre nach zwei Jahren als Bundessiegerin und startete anschließend mit der Meisterschule. Anfang 2019 hielt sie dann mit 23 Jahren den Meisterbrief in den Händen, sodass die Unternehmensnachfolge gesichert war. Als der Generationenwechsel dann vor vier Jahren vollzogen wurde, trat Vater Klaus freudig in die zweite Reihe zurück. „Papa und ich sind ein richtig gutes Team – sowohl beruflich, als auch privat.“ Seit Jahren ist der gemeinsame Vater-Tochter-Urlaub auf Mauritius fester Teil der Jahresplanung.
Zum Planen-Rinck-Team gehören ebenfalls drei Gesellen und eine Bürokraft – alle geführt von der 28-Jährigen, die keinen Hehl daraus macht, dass sie ihr großes Glück im Handwerk gefunden hat. Wie viele Frauen. Nach einer Studie der Georg-August-Universität Göttingen sehen 86,6 Prozent der befragten Frauen in ihrem Beruf ihre Leidenschaft. Eine davon ist Meike Rinck. „Ich kann, muss, und vor allem, ich darf hier alles machen.“ Dies ist mit einer hohen Disziplin behaftet: Um 6.30 Uhr am Morgen ist sie im Büro. Zwei Stunden Büroarbeit mit Planen, Kalkulieren, Bilanzieren, Angeboten schreiben, um anschließend mit ihren Jungs in der Werkstatt zu arbeiten.
Sonnensegel, Terassenplanen, Anhängerplanen, Abdeckungen aller Art, Pavillondächer – das sind die gefragtesten Produkte der Privatkunden, dazu kommen vielseitige Aufträge der Industrie. „Bei uns wird es nie langweilig“, sagt Meike Rinck, die eine eigene Philosophie kreiert hat: „Wenn unsere Kunden eine schwierige und komplizierte Lösung erwarten, dann kriegen wir das hin.“ Der Kontakt mit den Kunden gehöre dabei zu den schönsten Erlebnissen bei der täglichen Arbeit.
Vermutlich auch für die Kunden, denn die empathische Meike Rinck zu treffen, ist auch ein Erlebnis. Wer bei Meike bestellt, wird von Meike beliefert. „Wir sind gut, kreativ, zuverlässig und ein starkes Team“, sagt sie. Im „Wir“ reiht sie sich in das Team „Planen Rinck“ ein. Sie sei zwar die Chefin, aber auch die Kollegin.
Text: Wolfgang Stephan · Foto: Volker Schimkus
