Ding Dong Deichlust
Wie wohnen die Altländer? Oder noch konkreter: Wer wohnt da eigentlich? Gute Fragen, spannende Antworten. Aber wer öffnet seine Tür und gibt einen Einblick in seine heiligen Räume? DEICHLUST-Fotograf Volker „Schimmy“ Schimkus zerstreute alle Bedenken schnell, denn schließlich hatte er für die Mopo einst eine legendäre Serie realisiert und über 200 Hamburger in ihren Wohnzimmern fotografiert. „Wir klingeln einfach“, kündigte er optimistisch an. Die Serie „Ding, Dong, Deichlust“ nahm ihren Lauf. Dass wir nicht schreiben, wo die Wohnung liegt, gehört zum Wesen der Serie. Die Innenwärte zählen.
„Dass wir ins Alte Land wollen, war sonnenklar“, sagt Herta Kornetzky. Was vor acht Jahren alleine schon als außergewöhnlich bezeichnet werden kann, denn die gebürtige Hamburgerin lebte mit Ehemann Arnold Beuggert 34 Jahre in der Schweiz. In Zürich, wo es sich bekanntlich nicht schlecht lebt. Aber weil sie als gelernte Funkerin immer die See in ihrem Herzen getragen hatte, stand der Entschluss lange fest: Nach dem Arbeitsleben geht es zurück in den Norden. Und weil sie in früheren Jahren schon einmal zeitweise im Alten Land gelebt hatte, war das Ziel klar fixiert: Irgendwo da, wo es nicht so weit an die Elbe ist, denn die großen Pötte zu sehen, war und ist eine ihrer Leidenschaften, die auch ihr Mann teilt. Doch der Wunsch nach einer neuen Heimat im Alten Land war mit einer großen Hypothek belastet. „Wir mussten eine Location finden, in der wir unsere Kunstwerke gut platzieren können“, sagt der Schweizer. Vor allem die großen Wandgemälde von Maria Moser mit den Ausmaßen von drei mal 1,20 Metern Breite und einer Höhe von zwei Metern. Acryl auf Leinwand, ein zeitloses Kunstwerk mit den lapidaren Titeln: Schnitte 1, Schnitte 2, Schnitte 3. Das Kunstwerk als zentraler Hingucker in einem entsprechend großen Wohnzimmer, das ohne Schnickschnack dem Gemälde die optische Würdigung einräumt.
Die Herausforderung sei groß gewesen, viele Wohnungen wurden schon im Ansatz verworfen. Bis sie schließlich das Haus am Obstmarschenweg fanden. Mit einem großen Wohnzimmer, ganz nach ihren Vorstellungen. Weil auch alle anderen Zimmer gefielen und ein großer Keller nach ihren Bedürfnissen gestaltet werden konnte, stand der Entschluss fest. „Moin“ im Alten Land statt „Gruezi“ in Zürich.
„Wir haben hier unser Glück gefunden“
Herta Kornetzky
Dass sie sich als Vorsitzende des Vereins „Freunde des Dampfschiffs Schaarhören e.V.“ in Hamburg engagiert, passt ins neue Leben im Alten Land. Ein Leben ganz nah am Wasser. Fast täglich geht es zu Fuß oder mit dem Rad an die Elbe. „Pötte gucken“. Die Altländer Luft atmen. „Viel gesünder als in der Schweiz“, findet Arnold Beuggert, der sich schon jetzt auf die Kirschblüte freut: „Diese Wucht erlebt man nur hier“, sagt der ehemalige SkiRennläufer, der sich auch sicher ist: „Ich vermisse als Schweizer hier nichts.“
Text: Wolfgang Stephan · Fotos: Volker Schimkus