ElbAir wird das Aushängeschild der Luftfahrt in der Region
Die Ingenieurin bei Airbus. Aber ausnahmsweise baut Sie keine Flugzeuge. Jutta Herfurth ist Projektleiterin bei Airbus für das ElbAir. Direkt neben dem Werksgelände wird ein neues „Tor zur Welt“ gebaut. Im Stil einer Flugzeugturbine wird das ElbAir das neue Aushängeschild der Luftfahrt in der Metropolregion. Damit erlangt der Flugzeugbauer in der Region eine neue Sichtbarkeit. Für Jutta Herfurth ist es die Krönung ihrer Karriere als Airbus-Managerin.
„Ich habe schon viele Projekte bei Airbus für unterschiedliche Funktionen bearbeiten dürfen, aber das ElbAir ist wohl das längste in der Bearbeitungszeit, das mit den meisten Stakeholdern, das Projekt mit den meisten kleinen oder manchmal großen Krisen. Es ist aber auch das Projekt mit tollen Menschen und Kollegen, die mich begleiten und mir die Kraft geben, so eine Aufgabe zu meistern.“
Jutta Herfurth
Der Standort für das ElbAir ist gut gewählt. Airbus in Finkenwerder ist weltweit der drittgrößte Luftfahrtstandort der Welt, nach Seattle und Toulouse. Das Werk mit dem Sitz der Geschäftsführungen der Airbus Operations GmbH und Airbus Aerostructures GmbH zeichnet sich durch vier Endmontagelinien der A320- Familie, ein Auslieferungszentrum der A320-Familie, durch das Kompetenzzentrum für Design, Entwicklung und Systemen der Flugzeugkabine aus. Direkt neben dem derzeitigen Eingang („Osttor“) zum Werk in Finkenwerder mit seinen 15.000 Beschäftigten, entsteht das neue Dienstleistungszentrum, das im Sommer nächsten Jahres fertig sein soll. Die 1,4 Hektar große Fläche wurde von der Hansestadt an die Projektgesellschaft PropertyteamAG verkauft, die das Gebäude mit rund 14.500 Quadratmetern Nutzfläche baut. Insgesamt beträgt die Investitionssumme mehr als 60 Millionen Euro. Einer der Hauptmieter wird Airbus sein. Das Gebäude wird auch architektonisch einen Bezug zur Luftfahrt haben. Für den Entwurf zeichnet der Hamburger Architekt Alf Prasch verantwortlich. Wer beim Anflug auf Finkenwerder auf das Gebäude schaut, kann die wie Triebwerksschaufeln angeordneten Gebäudeteile erkennen.
Airbus wird gut 200 Büroarbeitsplätze selbst nutzen, gut 20 Arbeitsplätze werden am neuen Besuchereingang entstehen, der vom Osttor in den neuen Gebäudekomplex verlegt wird. Aber das ist nur ein Randaspekt, denn die Bedeutung von ElbAir liegt tiefer. Jutta Herfurth sieht in dem neuen Groß-Gebäude auch ein Bindeglied zwischen den Airbus-Beschäftigten und dem Stadtteil Hamburg-Finkenwerder, der von den Angeboten, Luftfahrt-Ausstellungen und nicht zuletzt durch den neuen Einkaufsmarkt profitieren wird.
„Die Außenwirkungen des ElbAirs werden gewaltig sein, denn wir verzahnen einerseits Airbus mit den Menschen in Finkenwerder, andererseits aber den Luftfahrt-Standort mit vielen Menschen aus der ganzen Welt, denn unser Werk ist schon ein Tourismusmagnet südlich der Elbe. Wir wollen die Zahl von gut 65.000 Airbus-Besuchern jährlich verdoppeln, denn wir schaffen mit einem neuen Besucherzentrum professionelle Voraussetzungen für die Airbus-Touristen. Dazu kommen das Drei Sterne-Hotel Moxy by Marriott mit 135 Zimmern und Restauration, sowie unter anderem mit REWE ein Nahversorger für die Menschen auf Finkenwerder. Ich bin fest davon überzeugt, dass das ElbAir auch für das Alte Land eine große Bedeutung bekommen kann, wenn es die Verantwortlichen in der Region schaffen, den 130.000 Besuchern des Airbus-Werkes auch einen Besuch im Alten Land und den Städten Stade und Buxtehude schmackhaft zu machen.“
Jutta Herfurth
Der Rohbau ist fertig, das Richtfest wurde vor gut zwei Wochen gefeiert. Im Sommer nächsten Jahres soll das Gebäude als neuer Blickfang am Airbuswerk fertig sein. „Normalerweise wird schneller gebaut“, sagt Matthias Beck, Projektleiter von Ronge Industriebau. Aber weil der Bau direkt neben der Start- und Landebahn liegt, dürfen am Bau nicht die üblichen Kräne eingesetzt werden. Apropos: Das vielleicht wichtigste Gerät auf der Baustelle trägt Polier Rolf Lohhöfer immer bei sich. Sobald es in seiner Tasche klingelt, muss es schnell gehen. Auf der anderen Seite der exklusiven Leitung meldet sich dann ein Fluglotse aus dem Airbus-Tower und kündigt Flugbewegungen auf der Start- und Landebahn an. Es bleiben zehn Minuten, um die Ausleger der mobilen Kräne auf dem Baugrundstück einzufahren,
um den unmittelbaren Luftraum neben der Start- und Landebahn freizumachen.
„Die Zusammenarbeit zwischen den am Bau beteiligten Unternehmen und uns bei Airbus war und ist top. Alle geforderten Sicherheitsanforderungen wurden umgesetzt, es gab in der fast einjährigen Bauzeit überhaupt keinen kritischen Zwischenfall. Wobei wir auch schon im Vorfeld alles getan haben, um dieses Mammut-Projekt ohne Probleme auf die Schiene zu bekommen. Wir haben unsere Pläne darum sehr früh persönlich in allen politischen Gremien, Vereinen, Verbänden und Institutionen vorgestellt und die Menschen auf Finkenwerder in jeder Phase über den Fortgang auf dem Laufenden gehalten. Für mich ist das ElbAir ein Paradebeispiel, wie ein solches Großprojekt ohne Einwände und Klagen umgesetzt werden kann.“
Jutta Herfurth
Die Fotos sind Animationen von dem fertigen ElbAir- Komplex. Im großen Foto sind die wie Triebwerksschaufeln angeordneten Gebäudeteile zu sehen.
Jutta Herfurth ist als Projektmanagerin eine der Frauen, die sich in der Männerwelt des Flugzeugbaus behaupten. Airbus hat derzeit einen Frauenanteil von 20 Prozent. Im aktuellen Einstellungsprogramm ist vorgesehen, den Frauenanteil auf zukünftig 33 Prozent weltweit zu erhöhen. „Wer zu uns kommt, wird Pionierarbeit leisten“, sagt Arbeitsdirektor Marco Wagner. Im Airbus-Management sind Frauen deutlich unterrepräsentiert, aber auch daran wird gearbeitet.
„Für mich hat das Thema Mann oder Frau nie eine Rolle gespielt. Nach meiner Definition sollte es nur gut oder schlecht geben. Ich glaube, dass sich diese Erkenntnis auch konzernweit immer mehr durchsetzt, wir haben schließlich auch in den Führungsebenen mittlerweile richtig gute Frauen, die ihre Frau stehen. Ich sage das bewusst so. Dass ich als Frau auf dem Bau besonders beäugt werde, ist mir bewusst, aber bei allen meinen Projekten hatte ich nie Probleme, weil meine Ansprache immer klar und direkt ist. Genau das ist auch mein Rat an alle Frauen bei Airbus: Versteckt Euch nicht, ihr seid genauso gut wie Eure männlichen Kollegen.“
Jutta Herfurth
Text: Wolfgang Stephan · Fotos: Airbus