Wie Oliver Rödder aus einem Hotelumbau eine Geschäftsidee kreierte – und aus dem Misserfolg im Fernsehen ein Erfolg wurde.
Er erschafft virtuelle Offenheit und Weite“ – das ist eine der Beschreibungen, die Outdoor-Spiegelflächen in eine Sphäre hieven, die zwar seiner Geschäftsidee eines erfolgreichen Start Ups gerecht wird, die Oliver Rödder aber eigentlich eine Spur zu intellektuell klingt. Denn seine Idee mit einer neuen Verwendung von Spiegeln entstand nicht in einer Tüftlerwerkstatt – sondern schlicht im Garten seines Wohnhauses in Buxtehudes Süden.
Im Nachhinein war es ein magischer Moment, als Oliver Rödder im heimischen Garten die Spiegel aufstellte, die er aus einem Hotel in Kiel mitgenommen hatte. Der Interior-Designer betreute 2015 die Hotel-Sanierung, bei der 25 große und schwere Spiegel entsorgt werden mussten. 25 große Spiegel. Wenn die im Garten vor dem Zaun stehen…
Schon der erste Blick sei faszinierend gewesen, denn der keineswegs große Garten wurde in zwei Himmelsrichtungen visuell verdoppelt, ohne dass der Betrachter dies auf den ersten Blick erkennen konnte. „Die Resonanz war überwältigend, alle Freunde und Nachbarn waren begeistert von diesem Spiegelzaun“, dem seine Abstammung vom Badspiegel nicht mehr anzusehen war. Die Spiegelflächen sorgten dafür, dass das Grundstück mehr als doppelt so groß wahrgenommen wurde als es wirklich war. Gleichzeitig entstanden hinter dem Spiegelzaun unsichtbare Abstellflächen für Schubkarre, Leiter und mehr. Als langjähriger Inhaber eines Planungsbüros war er es gewohnt, Lösungen für kreative Ideen zu entwickeln. Spiegelzäune ja, aber keine herkömmlichen Spiegel, die nicht einmal den Fußball des Sohnes aushalten.
„Jetzt war die Ingenieurskunst gefragt“, bilanziert Oliver Rödder die zweite Phase seiner Entdeckung.
Da die handelsüblichen Spiegel aus Glas nicht sonderlich wetter- und bruchfest sind, hat er lange getüftelt, mit vielen Materialien experimentiert und schließlich Spiegelplatten entwickelt, als Basisprodukt der EasyMirror GmbH, seiner neuen Firma, die er gemeinsam mit seinem Sohn Simon 2021 gründete.
Der Clou: Die Spiegelplatten von EasyMirror sind im Gegensatz zu herkömmlichen Spiegeln sehr stabil, absolut wetterfest und weisen im Verhältnis ein geringes Gewicht auf. Die Platten lassen sich sowohl zuschneiden als auch bohren und sogar auf Wunsch fugenlos „um die Ecke biegen“. Oliver Rödder: „Uns war schnell klar, dass wir damit nicht nur Spiegelzäune entwickelt haben.“ Die neuen Spiegelplatten wären überall verwendbar, wo herkömmliche Spiegel zu schwer und zu gefährlich sind. „Scherben bringen Glück“ – aber halt nicht in Reithallen, Hallenbädern, Messeständen oder Sportstudios. Aber wie die Idee in die Welt bringen? Jetzt hatte Sohn Simon die zündende Idee, sich mit der Geschäftsidee in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ zu bewerben, um Gründungskapital zu bekommen. In der auf Vox ausgestrahlten Sendung stellen Start Up-Unternehmer ihre Geschäftsideen den potenziellen Investoren vor, die sich dann an den Unternehmen beteiligen können. Doch den Deal mit den Investoren der Show gab es nicht. Die Enttäuschung bei Vater und Sohn hielt sich in Grenzen, denn nach der Sendung gab es Anfragen aus dem ganzen Land und dem benachbarten deutschsprachigen Ausland. „Die Sendung hat uns den Kick gebracht, den wir zum Start brauchten“, erzählte Oliver Rödder zu Jahresbeginn in der Talkrunde „Menschen des Jahres“ im Modehaus Stackmann. Die Strahlkraft der Sendung sei „wirklich enorm“, sagte Rödder.
Mittlerweile floriert das Unternehmen prächtig. Das operative Geschäft teilen sich Vater und Sohn auf, Vater Oliver kümmert sich um den Bereich Produktentwicklung, Produktion und Projektplanung. Sein Sohn fungiert mit einem Abschluss im Studiengang International Management als kaufmännischer Leiter.
Aus einer Betonwand im Garten wird mit dem Spiegel ein Schmuckstück.
EasyMirror liefert aus Buxtehude in die Welt. Längst nicht mehr nur Spiegelzäune, derzeit sind die Spiegelwände für Reithallen und Reitplätze besonders gefragt. Längst entwickelt EasyMirror auch Spiegel für den Innenbereich. Für überall dort, wo es nicht splittern darf. Wo ist das nicht?
Text: Wolfgang Stephan · Fotos: EasyMirror GmbH
